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  • AutorenbildMarina Jeschke

Ihr Name war Gina


Ihr Name war Gina!

Ich möchte Ihnen heute von unserer ersten Hündin Gina erzählen. Welche Rasse? Nach langer Überlegung fiel die Entscheidung auf den Cane Corso. Damals noch unerfahren und nichtswissend über Zucht, gaben wir, wahrscheinlich wie 90 % aller Suchenden Welpenkäufer, den Begriff bei Google ein “Cane Corso Welpen kaufen”. Damals empfand ich es als überhaupt nicht verwunderlich oder gar unseriös, das sich mir als erstes Anzeigen aus den uns wohl bekannten ebay und dhd öffneten.

In der Tat fanden wir unmittelbar in unserer Nähe einen “Züchter” (zumindest geht man davon aus wenn jemand Hunde verkauft, das es ein Züchter ist), riefen an und vereinbarten einen Termin zum Kennenlernen.

Der Tag war nun da, und was soll ich sagen, die Menschen nett. Die Hunde toll (im Nachhinein betrachtet würde ich die Hunde heute nicht mehr als Cane Corso bezeichnen), die Welpen,... natürlich Zucker!

Gina hat sich uns ausgesucht. Gina hatte keine Papiere, aber beide Eltern waren aus Italien und der Züchter aus Italien. Na, dann konnte ja nichts mehr schief gehen, wenn der Züchter ein Italiener ist, und die Hunde auch noch in Italien gekauft wurden. An Papiere wäre aber sicher im nächsten Italienurlaub dran zu kommen. Da kam noch mehr Vertrauen ins Spiel.

Gina zog ein, und bereicherte so sehr unseren Alltag. Sie war gelehrig, verspielt, verschmust, sie war einfach perfekt, sie war mein Seelenhund. Leider nicht lang….

Abgesehen von der chronischen Blasenentzündung, sowie Ohrenentzündung, einem mehr als schlechtem Imunsystem und dem dauernden Zwingerhusten trotz Impfung, schleppte man sich bis gut 12 Monaten mit diesen nicht erfreulichen, aber im Vergleich zu dem was uns noch treffen sollte, Kinderkrankheiten durch.

Ziemlich zeitnah nach Ihrem Geburtstag, ein Bürotag wie jeder andere. Gina lag unter meinem Schreibtisch an meinen Füßen, plötzlich fing sie an zu zittern, sie wurde ganz steif, zitterte immer mehr, verdrehte ihre Augen, schnatterte mit dem Kiefer. Bekam Schaum vor der Schnute mit Blut vermischt. Es dauerte an, mir kam es vor wie eine Ewigkeit, ich schrie nach meinem Mann, welcher zwei Büros weiter saß. Bei diesem Anblick war uns beiden klar, dies ist keine Kinderkrankheit.

Ich kniete auf dem Boden neben ihr, versuchte sie zu beruhigen, anzusprechen, nichts half. Irgendwann erschlaffte sie gänzlich, ihre Augen wurden klar, sie schaute mich an, ich weinte vor Angst, was passierte da gerade mit meiner Maus? Sie schnaufte ganz tief, es dauerte eine ganze Zeit bis sie den Kopf heben konnte und versuchte auszustehen. Kaum auf den Beinen, schaute mich meine sonst so verschmuste Gina an, fletschte die Zähne und knurrte mich so an, wie ich sie noch nie zuvor habe knurren gehört.

Dieses Gefühl kann ich Ihnen nicht beschreiben wenn ihr Seelenhund sie attackieren will. Sie bewegte sich langsam in meine Richtung, weiterhin Zähne fletschend und knurrend. Mein einziger Ausweg war die Balkontür des Büros, welche ich im Rücken hatte, ganz langsam und vorsichtig. Sie ging von mir ab, mein Mann sprach sie an, die selbe Reaktion. Unsere Gina wollte uns töten. Wir waren Fremde für Sie!

Wir waren völlig aufgelöst, wussten gar nicht was wir machen sollten außer den Tierarzt anzurufen. Die Ärztin sagte uns, Gina hatte einen epileptischen Anfall und dies sei scheinbar kein kleiner. Es wäre nicht unüblich das die Hunde nach einem Anfall eine gewisse Zeit brauchen um sich an die Umgebung zu erinnern und an die Menschen. Es könnte eine einmalige Geschichte sein, sollte es noch einmal passieren, sollten wir mit den Untersuchungen beginnen.

Leider folgten die Anfälle in immer kürzeren Abständen, Medikamente aus der Humanmedizin schlugen kurzzeitig an, und dann wurde es umso heftiger. 24 Stunden täglich in Angst. Wann ist es wieder soweit? Mit jedem Anfall war man sich der Gefahr bewusst das einem selbst auch etwas passieren konnte. Nach jeden Anfall verstecken bis Gina wieder zu sich kam und uns erkannte.

Mit Beginn der Ausschlussdiagnostik kamen viele Fragen auf seitens der Ärzte, wie sehr sind die Eltern mit einander verwandt? Ist in den Ahnen der Tiere bereits ein Fall bekannt, wie sieht es aus mit anderen Krankheiten bei den Eltern, Großeltern usw? Eventuell HD, ED oder Herzbefunde vorhanden?

All diese Fragen konnten wir leider nicht bzw mit NEIN beantworten denn Gina hatte keine Papiere und die Eltern waren “natürlich” gesund. Der Kontakt zu dem “Züchter” war entsprechend der ganzen Nachfragen nur noch mäßig bis es ihn schlußendlich gar nicht mehr interessierte. Angebliche Angabe über die Anschaffung der Elterntiere und mein Nachfragen bei den Züchtern in Italien führten alle ins Leere, niemand kannte den Herrn.

Es dauerte Wochen bis die Diagnose kam, vererbte Epilepsie. Ein so hilfloses Tier in dem Zustand zu sehen und nichts tun zu können, ist eins der fasten schlimmsten Gefühle welche ich bis Dato in meinem Leben kannte.

Mit Höchstdosis der Medikamente war Gina nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die Anfälle hörten nicht auf. Eines Tages mit gut 1,5 Jahren, nach guten 6 Monaten seit Ausbruch der Epilepsie, krampfte wie wieder sehr stark und lang. Der anschließende Besuch beim Arzt war unser letzter Gang. Der Arzt nahm uns die Entscheidung ab zum Wohle der kleinen Maus.

Weitere Wurfgeschwister folgten ihr in kurzen Abständen über die Regenbogenbrücke.

Man fragte sich irgendwann warum das alles passieren musste, ich kann Ihnen diese Frage beantworten: Weil es nur um Profit ging. Trotz der Kenntnis des Züchters, kamen zwei weitere Würfe zu Welt. Gegen solche Menschen nichts erreichen zu können, macht einen unfassbar wütend und traurig.

Dasselbige gilt für all die Menschen die der Meinung sind; dass Ihre Hündin einfach einmal Babys haben sollte.

Gina´s Geschichte hat uns geprägt und vieles gelehrt. Deshalb sind wir gegen Vermehrer und unkontrollierte Zuchten. Des wegen sind wir heute so, wie wir sind. Für uns gibt es nur den Weg der kontrollierten Zucht über den Vdh / FCI!

Kein Züchter dieser Welt kann Ihnen garantieren das die Tiere immer gesund bleiben aber die Wahrscheinlichkeit ein gesundes Tier zu bekommen ist um ein vielfaches höher.

Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an sie denke, an manchen Tagen ganz besonders, ohne mir darüber bewusst zu sein, merke ich dann das es der Tag ihrer Geburt war oder der Tag an dem sie ging.


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